Marcel Nänni, Cäzilia Kees, Georges Giger und Heidi Studerus rasten auf dem Weg nach Gambia in der Wüste. Die vier brachten im November und Dezember zwei Autos zu Gunsten von Entwicklungsprojekten aus St. Gallen nach Gambia. (Bild: PD)

7000 Kilometer nach Gambia

ENTWICKLUNGSPROJEKTE ⋅ Zwei St. Galler Teams sind an der Rallye von Dresden über Dakar nach Banjul mitgefahren. In Gambia angekommen, haben sie ihre Autos versteigert. Für einen guten Zweck.

03. Januar 2017, 05:38
Nina Rudnicki

Innerhalb von einem Monat haben Georges Giger, Heidi Studerus, Marcel Nänni und Cäzilia Kees aus St. Gallen 7000 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Mitte November ging es in St. Gallen los, Mitte Dezember erreichten sie zusammen mit 30 anderen Fahrzeugen der Rallye von Dresden über Dakar nach Banjul die Hauptstadt von Gambia. Die Rallye wird seit zehn Jahren von der Dresden-Banjul-Organisation (DBO) durchgeführt. Sie hat in Gambia Hilfsprojekte gegründet, darunter die erste Armenspeisung des Landes, eine Mechanikerwerkstatt mit Aus­bildungsplätzen und ein Müll­projekt. Ausserdem hat die DBO mehrere Schulen eröffnet. Ihre Entwicklungsprojekte finanziert die Organisation durch den Erlös der Rallye. Denn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen ihre Fahrzeuge nach der Ankunft in Gambia für eine Versteigerung zur Verfügung.

Erster Treffpunkt in der Hafenstadt Algeciras

Dieses Konzept überzeugte die vier St. Galler. Ausserdem sollte Cäzilia Kees ihren 19 Jahre alten BMW bei der Motorfahrzeugkontrolle vorführen. «Ich wollte aber nicht mehr in dieses Auto investieren. Und da ich erst 130000 Kilometer mit ihm gefahren war, fand ich die Idee gut, nach Afrika zu fahren, um es für einen guten Zweck zu versteigern», erzählt sie. Schnell hatten Marcel Nänni und Cäzilia Kees das befreundete Paar Georges Giger und Heidi Studerus überzeugt. Georges Giger kaufte speziell für die Rallye einen 15 Jahre alten Mitsubishi mit 240000 Kilometern. Und dann ging es los Richtung Spanien, wo sich in der Hafenstadt Algeciras der erste Pflichttreffpunkt mit den anderen Rallye-Teilnehmern befand.

Nachdem man als Gruppe mit der Fähre in Marokko angekommen war, trennten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Weiterfahrt wieder. Die vier St. Galler beschlossen über die Gebirgskette des Hohen Atlas zu fahren. Die Landschaft Marokkos mit Bergen, dem Meer und der Wüste sei einer der Höhepunkte der Rallye gewesen, sind sich die vier in der Rückschau einig. «So eine vielfältige Natur hatten wir nicht erwartet», sagt Georges Giger.

Ab der Sahara durfte dann aber nur noch im Konvoi gefahren werden. Durch Mauretanien und Senegal wurde dieser je nach Abschnitt von Polizisten und ­Beduinen begleitet. In der Wüste kamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur langsam voran. Sonst wurden pro Tag aber im Durchschnitt 500 bis 600 Kilometer zurückgelegt.

Von Mitte dreissig bis 82 Jahre

«Die meisten im Teilnehmerfeld waren um die Mitte dreissig. Wir vier haben mit Mitte 60 den Altersschnitt also ganz schön nach oben gedrückt», schmunzelt Georges Giger rückblickend. «Es fuhr aber auch ein 82-Jäh­riger mit, der sein Auto nach ­Gambia bringen wollte, weil er es selbst nicht mehr brauchte.» Die Reise verlief wie geplant und vor allem ohne grosse Zwischenfälle. So schreiben die Organisatoren denn auch, dass sie die Route in jedem Detail kennen und bei Prob­lemen wie etwa Pannen sofort helfend eingreifen können. «Es waren auch drei Organisatorenautos mit dabei. Aber jeder Teilnehmer war natürlich selber dafür verantwortlich, dass er Ersatzräder, Reserve-Benzinkanister, eine Campingausrüstung oder genügend Esswaren dabei hatte», sagt Marcel Nänni.

Hilfsprojekte besucht

Die 31 Fahrzeuge wurden laut Georges Giger dann für insgesamt 66000 Euro in Gambia versteigert. «Jeder Euro fliesst dort direkt in die Hilfsprojekte und versandet nicht irgendwo unterwegs. Das gefällt mir am besten an der ganzen Idee.» Nach der Rallye besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Hilfsprojekte. Georges Giger: «Wir waren beeindruckt. In einer Schule gab es Klassen für behinderte Kinder, was nicht selbstverständlich ist in Gambia. Und in der Mechanikerwerkstatt bekamen alle Absolventen zum Abschluss eine Werkzeugkiste geschenkt, so dass sie sich danach selbständig machen können.»

Ob und wann die vier aus St. Gallen an einer weiteren Rallye teilnehmen werden, ist offen. Marcel Nänni ist bereits zweimal mitgefahren. «Ersatzweise tun es aber auch unsere Berge», sagt er. «Denn durch Sand zu fahren, fühlt sich ziemlich genauso an, wie wenn man auf einer Schneepiste unterwegs ist.»

www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/stadt/7000-Kilometer-nach-Gambia;art186,4868424